Weinfenster

Königsast

Der König der Weine.
Der Wein für den alten romanischen Adel und Klerus, die Elite eines reiches Landes mit einer über 6.000 Jahren alten hochwertigen Weintradition. Durch seine gemäßigte Lage im Bereich der Westwindzone, und auf demselben Breitengrad wie Frankreich, ist Rumänien seit jeher prädestiniert für guten Weinbau. Ein Land, in dem die alte Elite eine enge Verbindung zur antiken römischen Tradition pflegte, in der Genuss, Lebensfreude und Wein zentrale Themen waren.

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Königsast - Feteasca Regala. Bildhinweis: Ursula Brühl, Julius Kühn-Institut (JKI) Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen Institut für Rebenzüchtung Geilweilerhof, Sieberding, Deutschland

Die uralte “Feteasca Regala”, die Königliche Mädchentraube oder der Königsast – noch heute eine mystische Rebsorte:

Ein großer Schritt für die Menschheit war die erste Mondlandung. Fahrzeuge und Geräte, die Menschen ohne menschliche Begleitung auf den Planet Mars geschickt haben, werden von der Erde aus gesteuert und sie liefern Bilder und Daten durch die Luft, durch die Atmosphäre und durch „das Nichts”, über einem Distanz von 400 Millionen Kilometern, an die Erde. 

In einer großen wissenschaftlichen Datenbank über Rebsorten steht aber über den Königsast: „Pedigree – Not Identified“, also Abstammung nicht identifiziert. Dieses Geheimnis der Königsast schaffen wir, trotz ultramoderner Hochtechnologie, nicht zu lüften. Je nach Quelle wird es in verschiedenen „Richtungen“ spekuliert; entweder kann es eine Kreuzung zwischen einem Muskateller, Silvaner und Riesling oder zwischen Sauvignon Blanc und Welschriesling sein. Es gibt auch andere Vermutungen.
In ihrer königlichen Überlegenheit liegt ein Code, den wir Menschen mithilfe moderner Forschung und Wissenschaft nicht knacken können.

Die Rebsorte bewahrt ihr Geheimnis und bleibt für uns Menschen mystisch.


Schon der antike Geschichtsschreiber Herodot berichtete auf seinen Reisen vom Weinhandel in der Region an der Schwarzmeerküste in der heutigen Dobrudscha. Der Königswein gehörte zu den edelsten und teuersten Weinen damals, für die Elite spielten aber die Kosten keine Rolle.

Kein Wunder, dass die Kosten so hoch waren, musste doch bei der Weinlese jede einzelne Beere sorgfältig selektiert – oder aussortiert – werden und traditionell war der Ausbau im Keller mit extremem Aufwand und Mühe verbunden. Auch mit modernen Methoden der Weinbau kann eine Flasche in der gleichen Qualität wie damals bei normaler, betriebswirtschaftlicher Kalkulation sehr schwer unter 20 Euro angeboten werden.

Der Wein der Königsast scheidet die Geister, entweder wird man zu einem absoluten Fan oder man mag ihn gar nicht. 
Er hat ein ausgeprägt florales Aroma, diese ganz besondere Duftausprägung ist mit keiner anderen Sorte vergleichbar. Sogar wurde vor über 200 Jahren ganz spezielle, bauchige Gläser besonders für diesen Wein kreiert. Die kleine mundgeblasene Gläser mit 1/16 Inhalt wurden mit einem Glasdeckel versehen, um das außergewöhnliche Aroma zwischen den Schlucken im Glas zu behalten. Beim Öffnen des Deckels für den nächsten Schluck strömte der köstliche Duft konzentriert in die Nase. Einige dieser winzigen Gläsern gibt es noch in einer Weinforschungsinstitut in der Gemeinde Valea Calugareasca in Rumänien.

Über die Brücke von Rumänien-Ungarn-Deutsch Ungarn („Deutsch Ungarn“ = heutige Burgenland) kam der Feteasca Regala in der K.u.K.-Zeit in die Donaumonarchie, zu der auch große Teile von Rumänien gehörten. Die Monarchie hatte ein K.u.K. Weinamt. Dieses Amt befasste sich mit den besten Rebsorten des Reiches. Aufgrund ihres unverständlichen Namens wurde die Sorte Feteasca Regala aussortiert als nicht zugelassene Sorte für den Weinbau und sollte von den Weingärten gerodet werden. Einige kluge Leute aus der Thermenregion, insbesondere aus dem Weinort Perchtoldsdorf, erfanden den Namen „Königsast“ und konnten so im Jahr 1918 die Legislative überzeugen, dass diese Rebe sehr wohl eine „Deutsche “ ist und im Bestand sein darf.

Im genannten Deutsch-Ungarn, also dem Burgenland, war ganz selbstverständlich die Feteasca Regala seit Urzeiten in mehreren Weingärten zu finden. Der letzte Weingarten Burgenlands mit Königsastreben von der Familie Ratz aus Rust, wurde vor ca. 20 Jahren aufgelassen. Damit war die Sorte von Burgenland verschwunden.

In Rumänien wurde unter dem Kommunismus nach 1948 die meisten Weingüter verstaatlicht – und die große Weintradition dieses Landes geriet in diesen dunklen Zeiten in Vergessenheit. Noch heute sind 16 Prozent der Weinflächen in Staatsbesitz, während die privatisierten Flächen auf viele Kleinbauern verteilt sind.

Die Sorte Feteasca Regala, Königliche Mädchentraube oder bei uns als Königsast besser erkannt, wird heute in der Ukraine, Moldawien, Ungarn, Rumänien und Österreich angebaut. In Österreich gibt es nur eine Handvoll Anbauflächen in der Thermenregion, u.a. die große Lage Ried Iglsee auf dem Südhang des Soßenhügels in Perchtoldsdorf, und in Langenlois im Kamptal.