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Alkoholfreier Wein

Um alkoholfreien Wein herzustellen, durchläuft der Wein einen extra Verarbeitungsschritt. Beim Pressen, Vergären und Reifen das Traubenmaterial entsteht ein normaler, alkoholhaltiger Wein, danach wird den Alkohol vom Wein entzogen.

Es gibt mehrere Verfahren um den Wein den Alkohol zu entziehen:

    1. Vakuumverdampfung
      Der Wein wird unter Vakuum auf etwa 30 °C erhitzt, wodurch der Alkohol verdampft.
    2. Umkehrosmose
      Der Wein wird durch feine Membranen gepresst, die Wasser und Alkohol durchlassen.
    3. Spinnkegelverfahren
      In einem Turm mit rotierenden Kegeln wird den Wein bei niedriger Temperatur verarbeitet. Der Alkohol und flüchtige Aromen werden getrennt entzogen.
    4. Partielle Gärung
      Der Gärprozess wird frühzeitig gestoppt, sodass sich nur wenig Alkohol bildet.

Die Vakuumverdampfung ist die gängigste Methode und wird in den meisten Fällen verwendet.

Ein Wein mit 0,0 % Alkohol wurde technisch vollständig entalkoholisiert. Ein „alkoholfreier Wein“ darf aber laut EU-Recht bis zu 0,5 % vol. Alkohol enthalten und mit „0% Alkohol“ (ohne Komma) deklariert werden. So ist es auch mit alkoholfreiem Bier. Auch Brot und alles anderes, was mit Zucker und Hefe hergestellt wird, gärt und kann somit Restmengen von Alkohol enthalten.

Da Alkohol ein wichtiger Geschmacksträger ist, geht ein Teil der feinen Weinaromen verloren. Daher wirkt alkoholfreier Wein oft leichter, weniger komplex und recht geschmacksneutral. Er kann auch bitter, süß oder sauer sein, je nach Ausgangsmaterial. Man hört Beispiele wo der entalkoholisierte Wein nach faulem Traubensaft, Essig oder Verjus geschmeckt hat.
Hersteller gleichen solche Geschmacksdefizite manchmal mit Süße, rektifiziertem Traubenmost, Säfte, Tanninen oder Säure aus. Die Geschmacksrückgewinnung ist also noch ein extra Verarbeitungsschritt, um einen alkoholfreien Wein verkaufbar zu machen.

Bei Schaumweinen gleicht die Perlage den Mangel an Aroma etwas aus, es ist allerdings auch durchaus üblich, insbesondere bei Frizzante, dem Wein Frucht- und Kräuterauszüge beizufügen.

Für Kleinmengen, über die es sich bei alkoholfreiem Wein als Nischenprodukt meistens handelt, lohnt sich die Investition in einer Entalkoholisierungsanlage nicht, daher gibt es in Österreich wenig Kapazität für die vollständige Herstellung eines alkoholfreien Weines.

Großteils wird der Wein zu Anlagen in Deutschland transportiert und als alkoholfreier Wein wieder nach Österreich retourniert. Dieser Umstand wird bei der Vermarktung alkoholfreier Weine allerdings nicht betont. Verantwortungsbewusste Verbraucher, die sich dessen bewusst sind, fragen sich, welchen Sinn das alles im Sinne des Umweltschutzes hat. Soll es ein alkoholfreies Getränk sein, ist ein österreichischer Traubensaft viel umweltfreundlicher als ein hochverarbeiteter alkoholfreier Wein, der extra durch die Gegend und über die Landesgrenzen hin und her transportiert ist. Und mindestens genauso gut.

Da bei alkoholfreien Weinen zusätzliche Verarbeitungsschritte und extra (lange) Transportwege erforderlich sind, sind die Produktionskosten natürlich höher als beim gleichen Wein MIT Alkohol. Im Widerspruch zu normalen wirtschaftlichen Prinzipen spiegelt sich dies aber nicht immer im Preis wider. Es gibt verbreitet die falsche Auffassung, dass die Alternative ohne Alkohol billiger sein soll. Egal ob bei Wein, Bier oder Spirituosen. Verbraucher sollten sich bewusst sein, dass der arme Winzer weniger Gewinn, wenn überhaupt, auf einem günstigen alkoholfreien Wein hat.

Bei einem billigen alkoholfreien Wein kann es sein, dass die Geschmacksrückgewinnung gestrichen ist. Oder es ist vom Grund ab ein schlechter Wein. Um sich den Genuss nicht komplett verderben zu lassen, greifen Sie doch lieber etwas tiefer in die Tasche und meiden Sie das Billigste, was Sie im Handel finden.

 

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